Neckar-Odenwald-Kreis. Jahresbericht der Erziehungsberatungsstelle der Caritas – Kindeswohl-Gefährdung häufigster Grund
(ca) Der Caritasverband für den Neckar-Odenwald-Kreis stellte dieser Tage seinen Jahresbericht 2010 vor. Geschäftsführer Meinrad Edinger und Stellenleiterin Ursula Müller-Dietrich erläuterten die Daten und Fakten. Neben einer Fallzahlsteigerung innerhalb eines Jahres von 11 Prozent und innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 30 Prozent gibt es auch eine Verschiebung in den Ursachen für die in Anspruchnahme der Beratungsstelle.
Waren in den letzten Jahren Erziehungsprobleme sowie Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS die häufigsten Gründe für das Aufsuchen der Erziehungsberatungsstelle der Caritas, so waren es im vergangenen Jahr die Gefährdung des Kindeswohles, Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme sowie die Trennung und/oder Scheidung der Eltern.
Das Kindeswohl ist dann gefährdet, wenn Eltern nicht (mehr) ausreichend für das körperliche und seelische Wohlergehen ihres Kindes sorgen können und es nicht vor entsprechenden Gefahren wie Vernachlässigung, Misshandlung oder sexuellem Missbrauch bewahren, erläutert Ursula Müller-Dietrich.
Eine weitere auffällige Zahl ist die der Kinder, die bei den leiblichen Eltern leben minus 44 Prozent. Das heißt: Die Mehrzahl der Kinder, die in der Beratungsstelle vorgestellt werden, lebt nicht bei den leiblichen Eltern, sondern bei einem allein erziehenden Elternteil, in einer sog. „Patchworkfamilie“ oder außerhalb z.B. in einer Pflegefamilie. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So hat der gesellschaftliche Wandel auch unser ländliches Gebiet erfasst; einerseits sind traditionelle Familienstrukturen und Unterstützungssysteme seltener geworden und andererseits haben sich die Anforderungen und Belastungen verstärkt, berichtet die Stellenleiterin.
Es ist durchaus angezeigt, eine Relation zwischen der Ursache und der Aufarbeitung herzustellen, so Edinger. Die Gefährdung des Kindeswohles ist ungleich komplexer sowohl in der Beratung als auch bei der Therapie. Demzufolge ist die Intensität und angezeigte Qualität ursächlich für entstehende Kosten z.B. bei Unterbringung in einer Einrichtung oder in Form von Wartezeiten in der Beratung. Edinger betont hierbei, die Notwendigkeit des niedrigschwelligen Zugangs zu den Beratungsstellen. Niedrigschwellig meint hier zunächst eine unbürokratische Anmeldung und Terminvereinbarung ohne Krankenkarte oder Bezahlung. Die Finanzierung der Beratungsstelle ist durch das Landratsamt gesichert und ermöglicht diesen einfachen Zugang für alle, die Kinder und Jugendliche erziehen.
„Der freie Zugang zu qualitativ hochwertiger Beratung ist ein erfolgreicher Weg um nicht zuletzt auch finanzielle Folgekosten zu minimieren“, so Edinger.
Im Neckar-Odenwald-Kreis verantworten der Caritasverband und das Diakonische Werk die Erziehungsberatung auf der Basis des Subsidiaritätsprinzips. Zukünftig werden die beiden Träger alternierend aus ihren Jahreszahlen berichten. Die Erziehungsberatungsstellen des Diakonischen Werkes erreichen sie unter der 06261 9299300 in Mosbach sowie in Adelsheim unter der Telefonnummer 06291 7935.