Buchen. Der Suche und Erarbeitung nach Strategien gegen Mobbing unter Jugendlichen wollen sich spezielle Mobbing-Teams am Ganztags-Gymnasium in Osterburken, an der Grund- und Hauptschule Hainstadt der Karl-Trunzer-Ganztags-Hauptschule mit Werkrealschule Buchen sowie der Friedrich-Heuß-Schule in Haßmersheim widmen.
Bei einem über sechs Tage dauernden Seminar an der Karl-Trunzer-Schule erhielten insgesamt 15 Lehrer dieser Schulen unter der Leitung von Franz Hilt, Referatsleiter des Fachverbands für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg, das nötige Rüstzeug. Gemeinsam erarbeitete die Gruppe die "Regeln des Zusammenlebens".
"Mobbing bedeutet das systematisch wiederholte Schikanieren eines Schwächeren mit dem Ziel, selbst einen höheren sozialen Status zu erlangen", betonte Präventionsexperte Franz Hilt zu Beginn des Pressegesprächs mit den Fränkischen Nachrichten.
Wie Hilt weiter darlegte, trete Mobbing vor allem in Zwangsgemeinschaften auf, aus denen Kinder und Jugendliche nicht so einfach "fliehen" könnten, so in Ausbildungseinrichtungen, Heimen, Horten und Schulen. Das Phänomen sei nicht neu. Erkenntnisse zu Ausmaß, Folgen und unzureichenden Interventionsmöglichkeiten jedoch schon.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge würden in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder unter fortwährenden Attacken ihrer Mitschüler leiden.
Die Folgen für die Betreffenden seien gravierend. Gewaltphantasien, Rückzug, Depression, Suizidgedanken und psychosomatische Reaktionen würden die große Belastung der "Opfer" zeigen.
Problem wird oft übersehen
Von Lehrern, Erziehern, Sozialarbeitern und Ausbildern werde das Problem häufig übersehen oder verharmlost.
Die Fortbildung dieses Seminars "Konflikt-Kultur - soziale Kompetenz und Prävention" vermittle den Teilnehmern den aktuellen Wissensstand zum Thema Mobbing sowie Handlungsstrategien der Prävention und Intervention. Sie helfe, Konfliktsituationen besser zu verstehen und die Entstehung von Mobbing zu verhindern. Sie diene der Verbesserung von Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen und ermögliche professionelles Vorgehen. Die Methoden und Techniken seien vielseitig einsetzbar.
Weitere Bestandteile der Fortbildung seien Interventionsmöglichkeiten bei Außenseitern und der Umgang mit Verhaltensauffälligen.
Wie Franz Hilt weiter darlegte, wurden an den ersten beiden Fortbildungstagen theoretische Grundlagen erarbeitet und spezielle Kommunikationstechniken geübt. An den Vormittagen des dritten und vierten Tages fand eine Methodendemonstration statt, die man dann an den Nachmittagen reflektierte. Dabei verfolgte Franz Hilt das Ziel, die Fortbildungsteilnehmer in die Lage zu versetzen, die Methoden in den eigenen Klassen oder Gruppen anzuwenden und sie in den Alltag zu integrieren.
Methoden nachhaltig etablieren
Die beiden letzten Tage dienten der Praxisbegleitung, deren Ziel es ist, die entsprechenden Methoden nachhaltig zu etablieren, auftauchende Schwierigkeiten zu lösen, die Methodensicherheit zu erhöhen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu erweitern.
"Die Motivation der Seminarteilnehmer war enorm", so das Lob von Franz Hilt. Nun sollen die Fortgebildeten an ihren Schulen Kompetenzteams bilden. Dank richteten Franz Hilt und die Teilnehmer des Pressegesprächs Peter Zimmermann (Bezirksstellenleiter Caritas), Susanne Heering (Landratsamt), Rektorin Lieselotte Pabst (Friedrich-Heuß-Schule), Direktor Willi Biemer (GTO), Rektor Klaus Gramlich (GHS Hainstadt) und Rektor Walter Scheuermann (Karl-Trunzer-Schule) an den Rotary-Club für die finanzielle Unterstützung für das Projekt "Strategien gegen Mobbing". (ck)
Fränkische Nachrichten vom 3. Juli 2010